Maisäß-Ensemble Bella, Partenen

Ob in den Ziegenställen je wieder Ziegen ein- und ausgehen, werden zukünftige Generationen entscheiden. Derzeit ist die Nutzung in allen Fällen einen andere – Nutzung außer Funktion, wie das im Fachjargon genannt wird. Sie dienen heute der Unterbringung von Gerätschaften und vielem mehr. Vermutlich verschiedenstes, was im eigentlichen Haushalt oder am Hof keinen Platz hat, nur hie und da gebraucht wird, ist hier unter Dach.

Größer sind vor allem die neuen „Ziegenställe“ – Ersatzbauten für ältere, die weg mussten oder verfallen wären. Die neuen erkennt man nicht nur am noch hellbraunen Holz, sondern auch an einigen Details, die nicht mit der alten Bauweise konform gehen. Die Betonsockel sind höher und glatt geschalt, anders als die Steinmauerkränze oder Eckpfeiler aus Naturstein der Vorgängerbauten. Die Rundling-Balkenkränze sind weder in der Schwelle noch im Fußpfettenkranz geschlossen – also gibt es keine geschlossenen, statisch wirksamen Blockstricklösungen mehr. Die Tore sind so groß, dass viele Nutzungen möglich sind.

Die neuen Gebäude sind erkennbar anders. Sie entfernen sich zunehmend von ihrer eigentlichen Funktion am konkreten Ort – temporärer Unterschlupf, bei schlechtem Wetter und in der Nacht. Zweck und Maßstab dürfen sich in Zukunft nicht zu weit voneinander entfernen. Für eine mögliche Weidenutzung sollte jedenfalls nicht auf die Pflege der Wiesen zwischen den Ställen vergessen werden. Sie sind der Grund für das „Dasein“ der Ställe. Mit erneuerten Statuten, wie bei Agrargemeinschaften üblich, könnten Planken für das richtige Maß und die adäquate Baulösung gesetzt werden. Die Flächennutzung des Grünlandes sollte weiterhin das Anliegen aller sein. Ohne Weide keine Ställe.

Der Verbleib der Objekte und das sich darum Kümmern ist jedenfalls beeindruckend. Da und dort ein neues Schindeldach, eine neue Rundlinglage. Bei einigen wäre es Zeit Hand anzulegen, bevor die Substanz zu weit leidet und nur mehr ein Neubau möglich ist. Für die Nutzung der Fläche könnte sich die Agrargemeinschaft um einen Wanderhirten mit einer Ziegen- oder Schafherde kümmern. Die Tiere würden dann gezielt alles kahlfressen, den Sauerampfer vertreiben und für etwas Ordnung im Grünland sorgen. Durch die Kennzeichnung soll das Bemühen um die Objekte und die Flächen hervorgehoben und bestärkt werden.

Jury

  • Barbara Keiler, Bundesdenkmalamt – Abteilung für Vorarlberg
  • Clemens Quirin, vai Vorarlberger Architektur Institut
  • Thomas Mennel, Architekt
  • Raimund Rhomberg, Bauforscher

Jurykommentar: Thomas Mennel

Plakat Bella Maisäß

Montafoner Baukultur 2021 - Bella Maisäß PartenenMontafoner Baukultur 2021 - Bella Maisäß Partenen

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